Vier Schwestern

Vier Schwestern

In Erinnerung an Claude Lanzmann, der am 5.7.2018 gestorben ist, zeigen wir DIE VIER SCHWESTERN. Es sind vier Filme, die aus gedrehtem Material für SHOA entstanden sind, jeder Film ist ein langes Interview: Vier jüdische Frauen aus unterschiedlichen Gegenden Osteuropas erzählen davon, was sie gesehen und erlebt und wie sie den Holocaust überlebt haben. «Paula Biren, Ruth Elias, Ada Lichtman und Hanna Marton», sagt Lanzmann, «ihre Gesichter, ihre Stimmen und ihre Geschichten haben mich nie verlassen.»

F 2017, 264 Min., frz. OmeU oder engl. OV
Regie & Kamera: Claude Lanzmann
Schnitt: Chantal Hymans
1. Der Hippokratische Eid
2. Zum lustigen Floh
3. Baluty
4. Arche Noah

□ Do 30.8. 18:00 fsk Kino Der Hippokratische Eid
□ Fr 31.8. 18:00 Sputnik La Puce joyeuse & Baluty
□ Sa 1.9. 16:30 Sputnik L’Arche de Noe
□ So 2.9. 13:45 fsk Kino La Puce joyeuse & Baluty
□ Mo 3.9. 18:00 fsk Kino L’Arche de Noe
□ Mi 5.9. 19:45 Sputnik Der Hippokratische Eid

Vier Schwestern – Der Hippokratische Eid

Ruth Elias war 17, als Reichswehr und SS am 15. und 16. März 1939 die Tschechoslowakei besetzten. Drei Jahre lang wurde ihre Familie von Bauern versteckt, bis sie im April 1942 denunziert und nach Theresienstadt deportiert wurde. Im Winter 1943 stellte Ruth fest, dass sie schwanger war. Kurz darauf wurde sie nach Auschwitz deportiert. Im Juni 1944 wurden tausend willkürlich ausgewählte Frauen zur Beseitigung der Trümmer einer zerbombten Raffinerie nach Hamburg geschickt. Ruth, zu dieser Zeit schon im achten Monat schwanger, gelang es, in diese Gruppe aufgenommen zu werden, was zunächst ihre Rettung war. Doch die junge Frau wird als Schwangere erkannt und nach Auschwitz zurückverfrachtet, in die furchtbare Obhut des KZ-Arztes Josef Mengele. In Auschwitz hat sie ihr Kind zur Welt gebracht. Mengele ließ ihre Brust bandagieren. Er wollte herausfinden, wie lange ein Säugling ohne Nahrung überlebt.

Vier Schwestern – La Puce joyeuseZum lustigen Floh

Ada Lichtman traf das Grauen der Naziherrschaft unvermittelt: Als die deutschen Soldaten in Polen einmarschierten, verschleppten sie jüdische Männer aus der Kleinstadt Wieliczka in der Nähe von Krakau in ein Waldstück und richteten sie dort hin. Anschließend ordneten sie die blutverschmierten Leichen wie in einem makabren „Kunstwerk“ im Halbkreis so auf dem Boden an, dass sich ihre Füße berührten und die Köpfe nach außen zeigten. Ab diesem Tag fragte sich Ada nicht, ob sie überleben, sondern nur noch, wie sie sterben würde. Sie kam ins Vernichtungslager Sobibor, in dem insgesamt 250.000 Juden in Gaskammern ermordet wurden. Ada gelangt es, beim Aufstand am 14. Oktober 1943 zu fliehen. Sie gehört zu den knapp 50 Lagerinsassen, die bis Kriegsende überlebten.

Vier Schwestern – Baluty

Aus dem jüdischen Ghetto in Lodz sind zahlreiche Dokumente, Tagebuchaufzeichnungen und sogar einige Fotos erhalten, aber nur wenige Aussagen von Überlebenden. Umso bedeutender sind die Erzählungen von Paula Biren, die damals der weiblichen Ghettopolizei angehörte und das Geschehen scharf beobachtete und klug einzuordnen wusste. In Polen gab es Hunderte Ghettos, von denen das in Lodz am längsten bestand. Es wurde mit harter Hand von Mordechai Chaim Rumkowski geführt. Der Leiter des Judenrates, von den Bewohnern auch „König Chaim“ genannt, war überzeugt, dass er einen Teil der Juden retten könnte, indem er sie zu unverzichtbaren Arbeitskräften für die Deutschen machte.

Vier Schwestern – L’Arche de Noe – Arche Noah

Als die Nazis 1944 mit der Deportation ungarischer Juden begannen, verhandelte Rudolf Kastner, Leiter des Hilfs- und Rettungskomitees mit Adolf Eichmann und bot diesem ein Lösegeld pro Person. Kastner erhöhte den Preis so lange, bis Eichmann einwilligte, Juden gegen Geld freizulassen. Ein Spezialtransport fuhr von Budapest über Bergen-Belsen in die Schweiz. Hanna Marton gehörte zu den 1.684 Juden des Konvois, die so dem sicheren Tod entkamen. Zeitgleich wurden nach der grausamen Vernichtungslogik der Nazis im Gegenzug 450.000 ungarische Juden in den Gaskammern von Birkenau ermordet beziehungsweise bei lebendigem Leib im Freien verbrannt.